Montag, Juli 05, 2004

Ronald Reagan, vom Demokraten zum Republikaner
In der neuesten Ausgabe vom ef-magazin befindet sich eine Übersetzung eines Artikels von David Boaz zum Gedenken an Ronald Reagan. Dort heiß es unter anderem: "Als Liberaler, der sich nach rechts bewegt hat, hätte man ihn den 'ersten Neokonservativen' nennen können. Aber er war liberaler Antikommunist und kein Kommunist, wie es die wirklichen Neokonservativen waren." Der englische Originalartikel von Boaz wurde vom Cato Institute im Internet veröffentlicht. Dort heißt die Passage: "As a liberal who moved to the right, he might have been called the first neoconservative. Except that he had been a liberal anticommunist, not a communist like the original neoconservatives." Hier spielt Boaz darauf an, dass Reagan ursprünglich Demokrat ("liberal") gewesen war, also in etwa "Linksliberaler" oder "Sozialdemokrat" nach europäischem Verständnis, bevor er 1962 in die Republikanische Partei eintrat. Als Demokrat war Reagan aber bereits "Antikommunist gewesen" (!), wie Boaz schreibt. Dann folgt der Hinweis auf einige der ursprünglichen "Neokonservativen", die vorher Kommunisten gewesen waren, genauer Trotzkisten (zur "Theorie", dass es sich bei den amerikanischen Neokonservativen um verkappte Trotzkisten handeln soll, siehe Richard Herzinger) In der Übersetzung entsteht der Eindruck, dass Reagan während seiner Amtszeit "liberaler Antikommunist" gewesen ist, da jeder Hinweis auf Reagans politischen Seitenwechsel fehlt und der Begriff "liberal" einfach übernommen wurde. Der gesamte Artikel versucht Reagan in einen Gegensatz zu bringen zu den heutigen Neokonservativen, auch Präsident Bush, wo doch die Parallelitäten, im Guten wie im Schlechten, doch zu offensichtlich sind. Reagans Antikommunismus scheint sich vollständig in Worten erschöpft zu haben, Aufrüstung oder militärische Einsätze finden in der Darstellung von Boaz gar nicht statt. Die Freilassung der Geiseln in der amerikanischen Botschaft im Iran hätte durchaus eine Erwähnung wert sein können, denn sie stellte sicherlich den ersten außenpolitischen Erfolg der neuen Administration unter Reagan dar, allerdings hätte Boaz dann auf Reagans sehr drohende Rhetorik während seines Wahlkampfs gegenüber dem iranischen Regime eingehen müssen, was dann wohl doch eine zu starke Parallele zu Bush jun. hätte bedeutet und somit lieber unterlassen wurde.

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