Freitag, April 25, 2003

Rand über den Krieg
Russ Madden, der zu der eher geringen Zahl der objektivistischen Gegner eines Irak-Krieges zählte, hat für Laissez Faire Electronic Times einen längeren Aufsatz mit dem Titel Rand on War verfasst. Madden zitiert ausgiebig aus den Aufsätzen "The New Fascism: Rule by Consensus", "The Roots of War" und "The Wreckage of Consensus", die in den sechziger Jahren, also zur Zeit des -von Rand abgelehnten- Vietnam-Krieges, von Rand veröffentlicht wurden, und ergänzt sie mit eigenen Bemerkungen.
Rand als Kronzeugin für eine Ablehnung des Irak-Krieges heranzuziehen, erscheint mir aus folgenden Gründen sehr problematisch: 1. Rand beschäftigte sich mit außenpolitischen Fragestellungen nicht sehr intensiv, was Madden auch durchaus einräumt. 2. Zweifellos muss man aus dem, was sie sagte, den Schluss ziehen, dass sie außenpolitisch irgendwie "hawkish" war, dass heißt, zu den außenpolitischen "Falken" zählte. Die sehr scharfe Haltung des Ayn Rand Institute läßt sich ohne weiteres mit Äußerungen von Rand begründen
3. Madden ignoriert Äußerungen von Rand, die seiner Haltung widersprechen. Sehr deutlich äußert sich Rand etwa in einem Interview mit dem Playboy dahingehend, dass Diktaturen "Outlaws" sind und jede freie Nation das Recht hat, dort einzumarschieren. In diesem Interview ist noch nicht einmal davon die Rede, dass eine Selbstverteidigungssitutation vorliegen müsse. Auch spricht Rand nicht davon, dass die USA zu wenig frei wären, um einen derartigen Angriff führen zu dürfen. Auf die Frage, ob sie einen Angriff auf Kuba oder die Sowjetunion "durch die Vereinigten Staaten" unterstützen würde, antwortet sie: "Nicht im Moment. Ich denke, dass es nicht notwendig ist. Ich würde unterstützen, was die Sowjetunion am meisten fürchtet: Einen ökonomischen Boykott, ..." Madden betont zwar, dass er an das Recht auf Selbstverteidigung glaube, führt aber kein einziges Beispiel einer wirklich legitimen Selbstverteidigung durch die USA oder andere westliche Staaten an, weder im historischen Rückblick noch in Bezug auf zukünftige Ereignisse. Selbst der Angriff der japanischen Luftwaffe auf Pearl Harbor oder die Terroranschläge des 11. September legitimieren für ihn keine Aktionen der Selbstverteidigung, da er davon ausgeht, dass die amerikanische Politik in beiden Fällen die Attacken selbst provoziert habe. Vor der Attacke auf Pearl Harbor habe Roosevelt den Japaner "in die Ecke gedrängt." Er sieht in beiden Fällen eine Analogie zum "Krieg gegen Drogen", wo es zwar zu Mordhandlungen von Drogenhändlern kommen könne, der Hauptschuldige aber der Staat sei, der den Drogenhandel überhaupt erst verbiete: "Wieder und wieder verspricht der Staat das Nirvana, liefert aber nur die Hölle." Madden Argumentation läuft auf eine anarcho-libertäre Uminterpretation des Objektivismus hinaus, die sich zwar verbal zum Recht auf Selbstverteidigung bekennt, faktisch aber eine Beschwichtigungspolitik des Westens fordert. Für Madden stellt sich der Konflikt zwischen dem Westen und den Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens als ein Kampf zwischen verschieden Etatismen dar. Ausdrücklich bezeichnet er die USA und Großbritanien als "faschistisch". Tatsächlich ist eine Konfrontation zwischen Zivilisation und Barbarismus. Diese barbarischen Kulturen produzieren unentwegt Hass auf den Westen, unabhängig von dem, was der Westen außenpolitisch tut oder nicht tut, weil religiöse Fanatiker ihre Handlungen nicht von Fakten abhängig machen: "Sie sehen uns als eine Bedrohung ihrer Haltung zur Welt an, weil wir eine Bedrohung sind (nach ihren Maßstäben). Zivilisation ist immer eine Bedrohung für den Barbarismus." (E. G. Ross).

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