Sonntag, Oktober 15, 2006

Islamisten meinen, was sie sagen
Der amerikanischer Historiker Jeffrey Herf wandelt auf den Spuren eines Leonard Peikoff, indem er davor warnt, "Ideen als eigenständige Triebkraft in der Geschichte zu unterschätzen." In der WELT am Sonntag schreibt er heute:


Die kommunistischen Parteien verwarfen den eigenständigen Einfluss von Ideen auf Geschichte und Politik und betrachteten Hitler als bloßes Werkzeug der Kapitalisten.

Noch während des Zweiten Weltkriegs kam Franz Neumann, Autor eines marxistischen Klassikers über den Nationalsozialismus und damals in der Abteilung für Forschung und Analyse des US-Geheimdienstes OSS tätig, zu dem Schluss, dass die Nazis die Juden nicht ermorden würden. Denn sie bräuchten einen lebendigen Sündenbock, um von den Missständen des Monopolkapitalismus abzulenken.

Am 31. Januar 1941, einen Tag nachdem Hitler zum wiederholten Mal die Vernichtung des Judentums in Europa "prophezeit" hatte, war in der "New York Times" zu lesen, eines sei bei Hitler garantiert: "Dass das, von dem er sagt, er werde es tun, genau das ist, was er nicht tun wird." Neumann und die "Times" standen in einer langen Denktradition, die Ideen lediglich als Instrumente für die Durchsetzung anderer, tiefer liegender Interessen betrachteten.

Auch weiterhin tun sich politische und intellektuelle Eliten in liberalen Demokratien schwer, dem Fanatismus die auslösende Rolle beizumessen, die ihm zukommt.

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