Samstag, Februar 18, 2006

Die Aufklärung schuf Europa, nicht das Christentum
Was Heinz Schlaffer heute in DIE WELT äußert, dürfte man in dieser Deutlichkeit sonst nur in objektivistischen Traktaten finden:

Nicht das Christentum bildet die Grundlage des modernen Europa, sondern die Entmachtung des Christentums, die Aufklärung. Nicht den Päpsten, Mönchen und Pfarrherrn verdanken wir Demokratie, Gleichheit vor dem Gesetz, individuelle Freiheit, Toleranz, das Recht zur Kritik, sondern Aufklärern wie Voltaire, Rousseau, Montesquieu. Die Welt, in der wir leben, ist die aufgeklärte Welt, in der selbst jene leben möchten, die ihr opponieren.


Auch die westliche Kultur ist fundamentalistisch: Ihr Fundament heißt Aufklärung. Paradox ist, daß dieses Fundament zwar noch die gegenwärtige Gesellschaft trägt, aber von ihr halb vergessen ist. Was selbstverständlich geworden ist, entgeht der Beachtung und Wertschätzung am leichtesten. Mehr noch: Die gegenwärtige westliche Welt scheut sich, auf ihren Prinzipien zu bestehen, aus Furcht, sie könnte als dogmatisch gelten.

Zu Heinz Schlaffer schreibt der Perlentaucher:

Heinz Schlaffer, geboren 1939, ist Professor für Literaturwissenschaft in Stuttgart. Er schrieb Bücher über Lyrik im Realismus, Erotisch-scherzhafte Dichtung, den Bürger als Helden, den Ästhetischen Historismus, Goethes Faust, Poesie und Wissen, Jorge Luis Borges, außerdem wissenschaftliche Aufsätze, Essays und Kritiken in Tageszeitungen.

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