Wer hasst, ist selbst dran schuld
Dass der Mensch eine "selbstgemachte Seele" ist, scheint auch der französische Philosoph Andre Glucksmann zu denken, über dessen neues Buch "Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt" Ingo Way im Tagesspiegel schreibt:
Der Hass gehöre zwar zur conditio humana, dennoch verstehe er sich nicht von selbst: "Sich dem Bösen genüsslich zu überlassen, ist das Ergebnis einer systematischen Selbsterziehung."
Der Hass speise sich aus Minderwertigkeitskomplexen und dem Gefühl, die Welt sei einem etwas schuldig geblieben.
Was den Hass auszeichne, sei außerdem die Unterordnung des rationalen Eigeninteresses unter die reine Freude an der Zerstörung, was extremem Selbsthass gleichkomme: Die randalierenden Jugendlichen in den Banlieues steckten ihre eigenen Autos, Schulen und Kindergärten in Brand.
Über die Wandlung des Philosophen Glucksmann schreibt der Autor:
Glucksmann gehört zu Frankreichs antitotalitären Philosophen, die seinerzeit unter dem Schock von Solschenizyns "Archipel Gulag" eine Abkehr von utopischen und apokalyptischen Heilslehren forderten. Selbst Sohn jüdischer Opfer des Naziregimes, bekämpfte Glucksmann (nach seiner maoistischen Phase) die Diktaturen des Ostblocks und solidarisierte sich mit den dortigen Dissidenten. Heute wendet er sich ebenso entschlossen gegen den "grünen Faschismus", wie er den islamistischen Totalitarismus nennt, der den Hass auf den Westen am deutlichsten verkörpert.
Der Ansatzpunkt für eine Kritik an den Thesen von Glucksmann scheint für mich -ohne sein Buch gelesen zu haben- seine Prämisse zu sein, dass Hass sich niemals im Rahmen der Rationalität bewegen kann. Einen derartigen Hass kann es allerdings geben, man denke nur an den Hass auf einen Diktator.
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