Keith Windschuttle: Der gewöhnliche Relativismus
In der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Merkur befindet sich Keith Windschuttle Aufsatz Der gewöhnliche Relativismus. Hier ein Zitat aus dem Aufsatz von der Website der Zeitschrift:
"Die multikulturelle Grundhaltung war ursprünglich entwickelt worden, um den Interessen derer zu dienen, die Gegenstand anthropologischer Forschung waren, vor allem den Eingeborenen, Bauern und Besitzlosen der unterentwickelten Länder. Das Ziel war, schädigende Einstellungen ihnen und ihrem Selbstverständnis gegenüber zu verändern. Sie wollte Respekt fördern, Rassismus bekämpfen, kulturelles Verständnis und Harmonie gedeihen lassen. Sie wollte auch die westliche Arroganz dämpfen, indem sie dem Westen die ethnozentrische Natur seiner eigenen Annahmen vorführte. Sie hoffte, daß diese Ziele durch die Form der interpretierenden Anthropologie gefördert würden, die Geertz und seine Kollegen praktizierten, indem sie weitreichende Folgerungen aus kleinen, dicht gewebten Fakten zogen und umfassende Interpretationen über die Rolle der Kultur in der Konstruktion des Alltagslebens stützten. Dreißig Jahre später lassen sich schwerlich positive Resultate dieser ehrenwerten Gesinnung erkennen. Diejenigen unterentwickelten Länder, denen es gelungen ist, ihr Schicksal zum Besseren zu wenden, haben dies nicht durch Ablehnung des Westens erreicht, sondern indem sie ihm nacheiferten, insbesondere seinen Prinzipien ökonomischer und politischer Freiheit. Diejenigen, die in Stagnation verharrt und verarmt sind oder sich heute, wie Simbabwe unter Robert Mugabe, in einer sich rapide drehenden Abwärtsspirale befinden, haben die antiwestliche Haltung des Multikulturalismus übernommen und seine relativistischen Ziele verfolgt. In den westlichen Ländern haben eingeborene Minderheiten wie die australischen Aborigines, einst Adressaten einer sich auf multikulturalistische Prämissen berufenden Politik, entscheidende Verbesserungen ihres Lebensstandards wie Alphabetisierung, Gesundheit und höhere Lebenserwartung erfahren, die weit über dem Niveau liegen, auf dem sie sich in den sechziger Jahren befanden. Zwar waren die Kulturanthropologen keineswegs die einzigen Verantwortlichen, aber sie haben dieser Politik das Imprimatur der akademischen Respektabilität verliehen. Sie haben eine ideologische Botschaft unterschrieben, die den Herrschenden der Dritten Welt, den einheimischen Eliten und den Bürokratien der internationalen Organisationen zupaß kam, aber erhebliche Kosten bei den einfachen Leuten in den Ländern verursacht hat, die sie beeinflußt haben."
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