Samstag, Juni 05, 2004

Westerwelle in Dresden
Gerade konnte ich mir im Fernsehen die Rede des FDP-Vorsitzenden Westerwelle in Dresden beim Bundesparteitag ansehen. Im außenpolitischen Teil seiner Rede wendet sich Westerwelle gegen den von der rot-grünen Regierung geschürten Anti-Amerikanismus in Deutschland, gleichzeitig geht er aber ausführlich auf das Thema "Folter" durch amerikanische Soldaten im Irak ein, wohingegen der Name des sadistisch ermordeten US-Bürgers Nick Berg überhaupt nicht erwähnt wird. Westerwelle wendet sich gegen Anti-Amerikanismus, aber greift das zentrale Thema der Anti-Amerikanisten der letzten Wochen auf und bestätigt ihre Argumente. Auch kann sich Westerwelle nicht verkneifen, noch einmal gegen "Alleingänge" der USA zu opponieren und an das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen zu erinnern. Weiß der Parteivorsitzende eigentlich, wem er das Recht zugestehen möchte, der freiesten Nation der Welt vorzuschreiben, wann und ob es seine Interessen verteidigen darf? Es ist eine Institution, in der Lybien im Jahr 2003 zum Vorsitzenden der Menschenrechtskommission mit großer Mehrheit gewählt wurde.
Seine wirtschaftspolitischen Äußerungen, besonders seine Polemiken die Bundesregierung sind auf eine solidere Basis gestellt, auch wenn er selbstverständlich nicht von Kapitalismus spricht, sondern von "sozialer Marktwirtschaft", und "Sozialpolitik" für "wichtig" hält, wenn er auch darauf verweist, dass erst einmal etwas produziert werden müsse, bevor es an's Verteilen gehe. Immerhin wendet sich der Parteivorsitzende schließlich gegen die demagogische Kampagne von rot-grünen Politikern gegen sogenannte "unpatriotische" Firmen, die im Ausland investieren: "Diese Regierung ist unpatriotisch!".
Harry Potter und der Gefangene von Azkaban
Scott Holleran bewertet in einem Beitrag für das capitalismmagazine.com den neuesten Harry-Potter-Film -Harry Potter und der Gefangene von Azkaban- ausgesprochen positiv. Der diesmal erwachsenere Harry Potter zeige Tugenden, die ansonsten selten auf dem Bildschirm zu sehen seien: "Er handelt aufgrund von Urteilen, nicht von Launen. Er trifft Entscheidungen aufgrund seiner eigenen Interessen, nicht aufgrund der Billigung von anderen. Er kann in einer bestimmten Situation ängstlich sein, aber er ist kein Feigling." Außer für kleine Kinder sei der Film für ganze Familien geeignet. Und für deutschsprachige Zuschauer stellt sich ein Problem nicht, das Holleran den Genuß ein wenig trübte: der starke britische Akzent der Darsteller.

Freitag, Juni 04, 2004

Erster privater bemannter Raumflug
Das Luft-und Raumfahrt Unternehmen Scaled Composites des legendären Designers Burt Rutan hat am Mittwoch mitgeteilt dass es am 21. Juni den ersten bemannten Raumflug mit dem Raumschiff SpaceShipOne versuchen wird.

In einer Pressemitteilung wurde mitgeteilt, dass SpaceShipOne eine Höhe von 100 Kilometern erreichen soll, eine Höhe die gemeinhin als die Grenze zum Weltraum gesehen wird. Der Flug soll am Morgen des 21. Juni vom Mojave Flughafen in der gleichnamigen kalifornischen Wüste starten. Auch die Landung ist dort geplant.

Quelle: raumfahrer.net

Dies könnte sich als der erste Schritt zur einem Bruch der Dominanz der staatlichen finanzierten Raumfahrt erweisen. Mit relativ geringen finanziellen Mitteln, die vollständig privat finanziert wurden, soll demonstriert werden, dass man die Grenzen der herkömmlichen Weltraumtechnik verschieben kann.
Internationaler Tag des Kapitalismus - 6. Juni
Am 6. Juni findet der International Capitalism Day statt. Für Deutschland sind die Städte Berlin, Dorsten, München und Stuttgart gemeldet. Ich habe aber keine Informationen darüber, ob in den genannten Städten tatsächlich Veranstaltungen stattfinden. Gründer und internationaler Koordinator ist PRODOS. Dieser Aktionstag soll sich nicht gegen die Anti-Kapitalisten richten, sondern eine positive Botschaft vermitteln. Die Negativität und der Nihilismus sollte den Anti-Kapitalisten überlassen bleiben.
Verboten: "Ladies Night"
Das Problem mit einem "reductio ad adsurdum"-Argument ist, dass der jeweilige Opponent einfach die absurden Konsequenzen seiner Ideen akzeptieren könnte. In New Jersey hat ein Bürokrat, der mit der Durchsetzung von "Anti-Diskriminierungsregeln" betraut wurde, die "Ladies Nights" verboten. Es handelt sich um Rabatte für Frauen in Bars und Nachtklubs zur Verkaufsförderung. Aber er hat Recht: es ist ein logische Implementation der bestehenden Regulierungen.

Quelle: TIA daily (entnommen der New York Times)

Donnerstag, Juni 03, 2004

Lindsay Perigo: Objektivismus nicht umschreiben!
Lindsay Perigo, der Gründer der Sense of Life Objectivists (SOLO) hat sich in einem Beitrag für das Portal solohq.com dagegen ausgesprochen, den Objektivismus umzuschreiben. Perigo räumt ein, dass es unehrlich wäre, wenn sich SOLO im Geschäft des Umschreibens des Objektivismus tummeln würde und gleichzeitig das Attribut "objektivistisch" weiterhin verwenden würde. Dies sei aber nicht der Fall. Perigo stimmt auch Leonard Peikoff zu, dass der Objektivismus ein "geschlossenes System" sei. Wie Peikoff aber in seinem Aufsatz Fact and Value geschrieben habe, seien "neue Implikation, Anwendungen und Integrationen" in Übereinstimmung mit den Prinzipien möglich. Das Problem sei allerdings, so Perigo, dass dies nicht die Politik des Ayn Rand Institute in der Praxis sei. Was Peikoff tatsächlich meine, sei: "Der ganze Plunder oder gar nichts". Objektivismus sei einfach alles, was Ayn Rand geschrieben habe - nichts mehr, nichts weniger. Allerdings muss Perigo auch zugeben, dass Anhänger des Ayn Rand Institue zumindest auf Nachfrage "widerwillig" zugeben würden, dass Rands Bemerkung, dass Homosexualität "widerwärtig" sei, nicht "Teil des Objektivismus" sei, ebensowenig wie ihre Bemerkungen über einen weiblichen Präsidenten der USA. Es gebe aber keine einzige neue "Implikation, Anwendung oder Integration" durch die Peikovianer. Eine neue Anwendung sei aber Chris Matthew Sciabarras "Homosexuality and Objectivism". Wenn allerdings die Unterstützer des Ayn Rand Institute, wenn auch "widerwillig", bestimmte Positionen von Rand als nicht zum Objektivismus gehörig bezeichnen, ist allerdings schwer, ihnen vorzuwerfen, dass sie eigentlich nicht von einem "geschlossenen System" im Sinne der Worte von Peikoff ausgehen, sondern den "ganzen Plunder" verteidigen wollen. Es gibt keine Äußerung aus dem Ayn Rand Institute, die diese Meinung stützt. Sciabarras Untersuchungen über "Homosexualität und Objektivismus" könnten wirklich eine neue Anwendung im Rahmen dessen sein, was Rands Philosophie ausmacht. Das Problem ist aber, ob Sciabarra, mit seinen sonstigen Thesen sich nicht außerhalb des Objektivismus stellt, also den Objektivismus umschreibt, was Perigo eben nicht will. David Kelley, den Perigo als "Titanen" bezeichnet, wurde vom Ayn Rand Institute ausgeschlossen, weil er "die fundamentalen Prinzipien des Objektivismus nicht anerkennt." Sehr oberflächlich schiebt Perigo zu diesem Punkt die Kritik beseite. Sciabarra sehe Rand als "Dialektikerin", "Dialektik"= Hegel und Marx, Ende des Diskussion. So einfach soll sich das Ayn Rand Institute die Auseinandersetzung mit Sciabarra gemacht haben. Leider nennt Perigo auch keine Quelle für diese Diskussion. Auf der Website des Ayn Rand Institute findet sich jedenfalls der Name von Chris Matthew Sciabarra überhaupt nicht.

Lindsay Perigo sieht folgende fundamentale Prinzipien des Objektivismus als unverzichtbar an:

- Die Realität der Realität

- Der Primat der Existenz

- Der axiomatische Status von Existenz, Identität und Bewußtsein

- Die Gesetze der Identität und Kausalität

- Die Zuverlässigkeit der Sinne

- Die Wirksamkeit der Vernunft, einschließlich Logik und Begriffsbildung

- Objektivität als Alternative zu Intrinsizismus, Subjektivismus, Rationalismus und
Empirismus

- Die Realität des freien Willens

- Die Freiheit als ein Imperativ der menschlichen Natur. Das Verbot der Einleitung von
Gewalt

- Individualismus und rationales Selbstinteresse als die geeignete Ethik für den Menschen
(einschließlich der Zurückweisung der traditionellen Ethik der Selbstaufopferung)

- Kapitalismus/verfassungsmäßig begrenzter Staat als das geeignete ökonomische-politische
System

- Kunst als eine Erfordernis der menschlichen Existenz und Romantischer Realismus als die
geeignet Art der Kunst

Im Diskussionsforum bedankt sich Sciabarra dann brav bei Perigo, bezeichnet ihn als Freund, obwohl beide bei der Diskussion um den Irak-Krieg -den Perigo begrüßt hatte, Sciabarra aber abgelehnt hatte- gewaltig aneinander geraten waren.




Mittwoch, Juni 02, 2004

Ethik: Entscheiden Sie jetzt!
Der Spiegel berichtet über Martin Cohens Buch 99 moralische Zwickmühlen:.

Im Alltag, bei der Arbeit, in der Liebe - ständig stehen wir vor moralischen Fragen. Das kann schon morgens beim Bäcker beginnen: Wenn die Verkäuferin zu viel Wechselgeld zurückgibt - soll man sie darauf aufmerksam machen oder die Münzen einfach einstecken? Oder wir betrügen unsere Freundin, sehen die Affäre jedoch nicht als ernst an. Sollen wir auf Nachfrage trotzdem ehrlich sein? Und natürlich die große "Titanic"-Frage: Müssen Menschen auf einem vollen Rettungsboot versuchen, weiter Ertrinkende aufzunehmen, auch wenn sie damit das Risiko eingehen, das gesamte Boot zum Kentern zu bringen?

Auch objektivistische Autoren beschäftigen sich natürlich mit den hier aufgeworfenen Fragen. Der Objektivismus als Philosophie des rationalen Selbstinteresses müßte natürlich begründen, und tut dies auch, warum etwa die Tugend der Ehrlichkeit im eigenen Interesse eines Menschen liegt. Tara Smith etwa schreibt in ihrem Aufsatz The Metaphysical Case for Honesty, dass Unehrlichkeit nicht im Interesse eines Menschen liegt, "weil es rationales Denken verhindert." Das Problem des falsch zurückgebenen Wechselgelds würde ein Objektivist eindeutig so beantworten, dass das überzählige Geld zurückgeben werden sollte.

Dienstag, Juni 01, 2004

Rein ins Parlamt, raus aus der EU
Die Financial Times Deutschland berichtet über den Wahlkampf der UK Independence Party (UKIP), die auch von der Schauspielerin Joan Collins unterstützt wird. Meinungsumfragen sagen dieser Partei 21 % der Stimmen voraus. Im bisherigen Parlamtent der EU ist die UKIP mit drei Abgeordneten vertreten, die der Fraktion der EDU (Fraktion für das Europa der Demokraten und der Unterschiede) angehören. Die EDU umfaßt im bisherigen Parlament Mitglieder aus Großbritanien, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark.

Doch die proeuropäischen Liberalen drohen von den Europafeinden überholt zu werden. Wie aus dem Nichts hat sich die UKIP in den letzten Wochen in die Schlagzeilen katapultiert. Geholfen hat ihr dabei eine illustre Schar gealterter Stars. Bekanntester Kandidat fürs EU-Parlament (das in den UKIP-Broschüren stets in Anführungszeichen gesetzt wird) ist der vor kurzem gefeuerte Talk-Show-Master Robert Kilroy-Silk. Auch die Unterstützung von Denver-Biest Joan Collins ist UKIP sicher. "Wir lassen uns von Brüssel zerfressen", klagte die britische Schauspielerin letzte Woche. "Sie wollen mein England töten."

Klarstellen will Batten, dass seine Partei nichts mit herkömmlicher Europaskepsis zu tun hat, wie sie unter den Konservativen weit verbreitet ist. "Skeptiker haben Zweifel - wir haben keine", sagt er. "Wir sind uns sicher, dass wir einfach nur raus wollen." Zunächst will er erst mal reingewählt werden, worin Batten keinen Widerspruch sieht: In Straßburg will er immer gegen alles stimmen. "Befehle aus Brüssel lassen wir uns nicht länger gefallen."


Die Mai-Bilanz
Der Monat Mai brachte für diesen Blog die bisher höchste Zahl von Besuchern, nämlich 1 250. Um den Jahreswechsel waren es erst ungefähr 850 gewesen. Erfreulich oft werden auch die vorgestellten Bücher via Amazon angeklickt. Die Favoriten im Mai waren Die Kriege der griechischen Antike, Terror und Liberalismus, Das verleugnete Imperium und Raketen gegen Steinewerfer. Danke auch an alle Leser, die nicht nur geklickt, sondern auch tatsächlich bestellt haben. Gerade habe ich auch den Blog objektivismus.blogspot.com aktualisiert. Dieser Blog wurde jetzt auch mit einer Kommentarfunktion versehen. Registrierte Nutzer (bei Blogger!) können dort jetzt auch Kommentare hinterlassen.

Montag, Mai 31, 2004

Tara-Smith-Aufsatz erschienen
Im Internet steht jetzt der Aufsatz The Metaphysical Case for Honesty der Philosophin Tara Smith zur Verfügung, der im Jahr 2003 in der Zeitschrift The Journal of Value Inquriy veröffentlicht wurde (insgesamt 16 Seiten als PDF-Datei - Issue 4,2003).

Tara Smith entwickelt in dem Aufsatz eine "reichere Konzeption von Ehrlichkeit", da das Anlügen von anderen Personen nur eine Form des breiteren Phänomens der Täuschung ist: "Ehrlichkeit ist die Weigerung, die Realität zu verfälschen. Es ist die Weigerung einer Person, vorzutäuschen, dass die Fakten anders sind als sie sind, ob für ihn selbst oder für andere." Ehrlichkeit ist eine Tugend, weil die Dinge so sind wie sie sind, ungeachtet der Meinung einer Person oder seiner Haltung ihnen gegenüber. Smith sieht Ehrlichkeit begründet in dem Gesetz der Identität. Obwohl ist es wahr ist, dass wir die Fakten nicht verfälschen können, so können wir doch manchmal andere Menschen zum Narren halten. Aber dies zeigt nicht, dass Unehrlichkeit effektiv ist. Unehrlichkeit erscheint nur vorteilhaft, wenn wir den vollen Kontext ignorieren. Auch wenn wir einen Menschen getäuscht haben, so haben sich doch die Fakten, die jemand falsch darstellt, doch nicht geändert: "Einen Arbeitgeber zum Narren zu halten, sodass er mir einen Job gibt, für den ich nicht qualifiziert bin, ist kein Rezept für eine erfolgreiche Karriere." Das Bemühen, eine Täuschung zu vertuschen, führt zur nächsten Täuschung. Die Unehrlichkeit kann nicht begrenzt werden. Je mehr Lügen aber erzählt werden, desto größter die Gefahr der Entdeckung. Der destruktive Charakter der Unehrlichkeit wird immer offensichtlicher: "Eine unehrliche Person untergräbt ihre eigene Fähigkeit, rationale Entscheidung zu treffen. Sie bewegt sich von einem Respekt für die Fakten als Basis ihrer Entscheidungen zu einem Verlassen auf Erfindungen. Ihr Interesse für die Realität konkurriert jetzt mit Besorgnissen über die Aufrechterhaltung des Scheins."

Sonntag, Mai 30, 2004

Neues vom Ayn-Rand-Filmprojekten
Seit vor einem Jahr ein Medienunternehmen die Film-Rechte an Ayn Rands Roman Atlas Shrugged erworben hat, befinden sich die Fans von Ayn Rands Romanen in freudigen Vorerwartung eines cineastischen Vergnügens der besonderen Art. Allerdings ist es derzeit nicht eindeutig zu sagen, ob es überhaupt zu der Realisierung des Projektes kommen wird. Sicher ist, dass es zur Zeit weder Dreharbeiten gibt noch Planungen für selbige. David Kelley von Objectivist Center meldet, dass der Drehbuchautor, Jim Hart, große Fortschritte gemacht hat und "grünes Licht" für die Vollendung seiner Arbeit bekommen hat. Allerdings gibt es auch einen Zeitungsartikel von George Anders, der sich auf "Insider" von Anschutz Film Group beruft, und wo er von einer "offenen Frage" hinsichtlich der Realisierung des Projektes spricht (Siehe die hierzu die Meldung der Atlas Society). Weniger als ein Projekt sind Äußerungen des Schauspielers Brad Pitt, der in einem Interview "starkes Interesse" an einer Mitwirkung in einer Neu-Verfilmung von The Fountainhead äußert, ein Interesse, das er auch bei dem Regisseur Oliver Stone sieht. Das auch ein Mann wie Stone, politisch eher links, Interesse an einem derartigen Projekt haben soll, zeigt die starke Akzeptanz von Rand in der amerikanischen Kultur, aber ob es wirklich zu einem erneuten Verfilmung von The Fountainhead kommt, ob in der Kombination Pitt/Stone oder in einer anderen Konstellation, läßt sich daraus wirklich nicht ableiten. Eine Verfilmung von Rands Anthem soll demgegenüber bereits in Planung sein. Es soll eine unabhängige Produktion sein, die bereits im Laufe des Jahres 2004 mit den Dreharbeiten beginnen will. Dies gaben am 19. Januar die Autoren und Produzenten Jim Snider und Kerry O'Quinn bekannt.