Bevor ich mich endgültig in den Urlaub verabschiede, mich ich doch noch auf einen interessanten Artikel von Rolf Schieder in der Berliner Zeitung verweisen, der behauptet, der Papst habe ich seiner Regensburger Rede eine viel stärkere Kritik am Protestantismus geübt als am Islam:
Während also die katholische Kirche Rationalität und Glaube, griechisches und christliches Erbe zusammen gehalten habe, habe Europa seit der Reformation mehrere "Enthellenisierungswellen" erleiden müssen.
Während also der Protestantismus dem Relativismus, Subjektivismus und Irrationalismus zum Opfer gefallen sei, habe der Katholizismus stets am Gedanken des vernunftgemäßen Handelns Gottes festhalten und sei deshalb eher in der Lage, mit dem modernen wissenschaftlichen Bewusstsein in einen fruchtbaren Dialog zu treten.
Die Protestanten sollten sich diese Interpretation ihrer Geschichte nicht gefallen lassen. Die Vernunftkritik der Reformatoren richtete sich nicht gegen die Vernunft als solche, sondern gegen ihren unkritischen Gebrauch. Die Reformatoren hatten ein scharfes Bewusstsein von der Fehlbarkeit des Menschen und seiner Korrumpierbarkeit. Diese Skepsis war aber vernunftgeleitet.