Freitag, September 22, 2006

Die Ideologie des Hans-Hermann Hoppe
Bevor ich mich in die Urlaub verabschiede (von mir wird in den nächsten drei Wochen keine Einträge geben)möchte ich auf einen längeren Aufsatz von Bijan Nowrousian und Oliver Marc Hartwich verweisen, die sich mit dem Ökonomen Hans-Hermann Hoppe beschäftigen, einem führenden Ideologen des Anarcho-Kapitalismus. Das Fazit der beiden Autoren im Anschluss an ein Seminar mit Hoppe als einem der Dozenten:

Am Ende dieser drei Tage waren wir der Meinung, dass Hoppes Libertarismus genau das Gegenteil des Liberalismus ist und eine Gefahr für die Freiheit darstellt.


Weiter heißt es:

Zu welch verblüffenden Einsichten die von Hoppe offen gelassenen Fragen bei seinen Anhängern führen, davon konnten wir uns beim Frühstück während der Tagung in Gummersbach überzeugen. Angesprochen auf die Frage, wie man ohne Strafrecht - und darauf läuft Hoppes Theorie letztlich hinaus - Kriminalität bekämpfen will, äußerte ein anderer Seminarteilnehmer, dieses Problem bestehe in der Welt ohne Staat doch gar nicht, da Kriminalität dort nicht nachgefragt werde. Dass das kaum richtig sein kann, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung; jedenfalls ist es uns nicht bekannt, dass Kriminalität in Deutschland oder anderen Staaten nur deshalb vorhanden ist, weil die Opfer den Mörder, Vergewaltiger oder Einbrecher bestellt haben.


Überhaupt scheint uns der mögliche Brückenschlag zwischen Hoppes anarchokapitalistisch-libertärer „Bewegung" und rechtsextremen Neonazis beängstigend. Wir hatten in der Diskussion die Frage gestellt, ob die Zustimmung zur Wiederveröffentlichung libertärer Aufsätze in Magazinen von Holocaust-Leugnern - wie bereits geschehen - nicht bedenklich ist. Darauf ernteten wir von Hoppe heftigsten Widerspruch: Die Verbreitung libertärer Ideen sei immer richtig, gleich in welchem Kontext. Ein anderer Referent fragte gar zurück, warum denn jemand, der den Holocaust leugnet, zwingend anti-liberal sein müsse. Wir geben zu, dass sich dies rein logisch in der Tat nicht ausschließt. Praktisch jedoch wird der Holocaust von denjenigen geleugnet, die damit die totalitäre Naziherrschaft um ihr größtes Verbrechen reinwaschen wollen und sich somit den Führerstaat zurücksehnen. Dass der Führerstaat jedoch nicht mit liberalen Ideen zu vereinbaren ist, muss hier aber wohl kaum erläutert werden. Insofern finden wir es höchst bedenklich, sich als Liberaler auf eine wie auch immer geartete Kooperation mit Rechtsextremen oder Neonazis einzulassen, und wenn sie nur im Abdruck von Artikeln besteht.

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