Montag, August 14, 2006

Die Grenzen eines Kantianers
Auf dem Blog von Bodo Wünsch (kantianisch geprägt) stießt ich auf folgende Formulierung: "... denn menschliche Einsicht und sein Verstand sind nunmal eng begrenzt." Frage: Woher weiss er das? Wenn es wirklich so wäre, wüssten doch wir darüber nichts.
Lasst uns darüber reden
Diesen Kommentar von Maxeiner und Miersch in DIE WELT sollte man sich nicht entgehen lassen. Sie zeigen, dass sich Deutschland in den letzen Jahrzehnten ein gewaltiger kultureller Wandel vollzogen hat:

In der einstigen Heimat von Stechschritt und Pickelhaube haben sich im letzten halben Jahrhundert mentale Tiefenschichten dramatisch verschoben. Die große Mehrheit ähnelt nun den Hippies von einst. Man blickt sanft lächelnd in die bunte Welt und haucht "Love and Peace". Nur dass die meisten dabei nicht einmal bekifft sind.

Den unbequemen Gedanken, dass es untherapierbar Böses gibt, dass Fanatiker auf Vernichtung aus sind und man sie daran hindern muss, wollen viele nicht mehr an sich heranlassen.

Der amerikanische Kolumnist Dennis Prager brachte es auf den Punkt: "Liebe Deutsche, anstatt zu lernen, dass das Böse bekämpft werden muss, habt Ihr gelernt, dass Kämpfen böse ist."

Sonntag, August 13, 2006

Religion als Subjektivismus
Unter den verdächtigen Attentätern in Großbritannien befinden sich auch Personen, die erst vor kurzem zum Islam konvertiert sind. Häufig läßt sich bei solchen Menschen ein oberflächlich betrachtet radikaler Wandel vom enthemmten Subjektivisten mit einer Neigung zu Drogen und Alkohol zum sittsam, höflich auftretenden Gläubigen feststellen. Es wäre allerdings verhängnisvoll, wenn man annehmen wollte, diese Menschen wäre nun "vernünftig" geworden. Vernunft ist nicht das, was sie gesucht und gefunden haben. Unter der Fassade dieses religiös "geläuterten" Menschen ist fundamental weniger passiert, als man annehmen sollte. Fakten und Logik stehen nach wie vor nicht im Mittelpunkt ihres Denkes. Als Subjektivisten folgten sie ihren eigenen Gefühlen und Launen. Im einem letzten Akt der Launenhaftigkeit entschließen sie sich dann, von nun an nicht mehr ihren eigenen Launen zu folgen, sondern den Launen anderer: religiöser Autoritäten. Sie "fühlen", dass die Wahrheit dort zu finden ist. Aus dem Kleinkriminellen, der für seinen Drogenkonsum Einbrüche verübt, wird ein potenzieller Massenmörder, der für auf ihn wartende Jungfrauen im Jenseits Flugzeuge mitsamt sich selbst in die Luft sprengen möchte. Der "amerikanische Taliban" John Walk Lindh entsprach diesem Muster. DIE WELT berichtet über einen anderen von diesen "Geläuterten" -Don Stewart-Whyte-, der gerade in London verhaftet worden ist: "Stewart-Whyte verrät das klassische Profil des zu zum Islam 'Erweckten', der sich von einem Leben mit Drogen und Alkohol zur reinen Lehre bekehrt, sich einen Bart wachsen lässt, sich kulturell passend in weiße Gewänder kleidet und wie ein 'anständiger Junge', so ein anständiger Junge, zu leben beginnt." Craig Biddle erläutert in seinem Buch "Loving Life", warum dieser Schritt nicht so groß, wie man meinen könnte: "Religion ist eine Doktrin, die nicht auf Fakten basiert, sondern auf Gefühlen. Somit ist Religion, trotz entgegengesetzter Behauptungen, eine Form von Subjektivismus."
Was die Terroristen antreibt
Nach den vereitelten Terroranschlägen in Großbritannien, die sich in ihren geplanten Ausmaßen mit dem den Anschlägen vom 11. September hätte vergleichen lassen, stellt sich der Westen wie immer in den letzten Jahren nach erfolgten oder geplanten Terroranschläge die Frage nach dem "Warum?". Die britische Bestsellerautorin Melanie Phillips macht in einem Interview mit der Tageszeitung DIE WELT auf grundlegende Defizite bei der Analyse der islamistisch motivierten Terrors aufmerksam:

Was das britische Establishment nicht kapiert, ist, dass der Konflikt religiöse Wurzeln hat. Es bevorzugt, Entschuldigungen für Terroristen zu suchen, die dazu führen, dass das Establishment sich am Ende selber die Schuld sucht. Danach wären die Muslime Opfer von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit, Armut oder Außenpolitik. Unsere Gesellschaft ist paralysiert von der Doktrin des Multikulturalismus. Wenn man eine Minderheit kritisiert, dann nur, weil man Vorurteile hat. Zudem verstehen viele Engländer den religiösen Fanatismus nicht.
Es war ein Stärke der Briten, dass sie keine große Sympathien für die Welt der Ideen hegten. Sie neigen dazu, nur das zu glauben, was sie sehen. Die Kehrseite dieses Anti-Intellektualismus ist, dass den Briten die Idee eines religiösen Fanatismus komplett fremd ist. Wenn jemand zum Selbstmörder wird, dann ist das für ihn ein unfassbarer Akt und der Grund für diese Tat muss sein, dass der Terrorist zuvor unfassbare und unverständliche Dinge hat erleiden müssen. Der Terrorist wird so zum Opfer.


In einem Gespräche mit der konservativen Zeitschrift National Review Online
macht Melanie Phillips deutlich, dass es nicht ausreicht, Anschläge zu durchkreuzen, sondern dass der Westen sich mit den Ideen auseinandersetzen muss, der Menschen zu diesen entsetzlichen Taten treibt.