Ein gefährliche Mischung
Deroy Murdoch von nationalreview.com berichtet über ein Telefonat mit dem Presseoffizier Mark Doggett von den Koalitionsstreitkräften im Irak. Murdoch hatte Doggett nach der Identität und den Haftgründen der Gefangenen im mittlerweilen bekannten Abu-Ghraib-Gefängnis befragt. Der Presseoffizier antwortet ihm, dass sich bisher kein Journalist für diese Fakten interessiert hätte. Die Gefangenen aus den Zellenblöcken 1-A und 1-B, in denen auch die Aufnahmen gemacht wurden, die durch die Presse gingen, sind keine gewöhnlichen Kriminellen. Diese werden dem irakischen Justizsystem übergeben. Im Abu-Ghraib-Gefängnis befanden und befinden sich hingegen Personen, die an der Planung, Ausführung oder Finanzierung von Attacken auf die Koalitionsstreitkräfte oder die irakischen Bevölkerung beteiligt waren, unter ihnen damit auch Mörder. Diese Gefangenen sind nicht willkürlich verhaftet worden und werden auch nicht als Geiseln festgehalten. Doggett weist auch die Behauptung zurück, dass in großer Zahl Unschuldige verhaftet werden. Unter den Gefangenen befindet sich auch eine "unbestimmte Zahl" von Ausländern. Warum sind diese Aussagen für die westliche Presse so uninteressant? Warum besteht auf der anderen Seite ein so ausgeprägtes Bedürfnis folternde amerikanische Soldaten durch emotional aufreizende Bilder zu präsentieren? Diese Bedürfnis ist so ausgeprägt, dass die amerikanische Zeitung The The Globe Fälslchungen veröffentlichte, ebenso wie auch der britische Daily Mirror dies vorher getan hatte. Vor 37 Jahren beobachtete Ayn Rand ähnliche Vorgänge im Vietnam-Krieg und stellte die Frage nach dem moralisch-intellektuellen Zustand eines Landes, in dem Verleumdungen und Gräuelgeschichten verbreitet werden, die gegen das eigene Land gerichtet sind. Für die Presse im Westen sind die Details zu den Gefangenen, im Gegensatz zu den Details tatsächlicher oder angeblicher Folterungen, so uninteressant, weil sie in erster Linie am Klischee des bösen amerikanischen Soldaten interessiert ist. Die von der Linken ausgehende Vorstellung vom "arroganten" und "imperialistischen" Westen auf der einen Seite und der "ausgebeuteten" und "unterdrückten" 3. Welt auf der anderen Seite kann durch Bilder folternder US-Soldaten auf eine vorzügliche Weise transportiert werden. Amerikanische Soldaten sind für diese Denkweise der böseste Ausdruck des arroganten Westens. Neben dem "anti-imperialistischen" Affekt spielt aber auch noch ein anderer Aspekt eine Rolle, der besonders sichtbar wurde, als Professor Wolffsohn Folter unter bestimmten Bedingungen als legitim erachtete. Sowohl auf der Linken als auch in konservativen Kreisen in die Vorstellung verbreitet, dass jedes menschliche Leben gleichermaßen intrinsisch wertvoll sei. Es wird vom biologischen oder moralischen Kontext eines menschlichen Lebens abstrahiert und auch dem "Bruder Hitler", um mit Thomas Mann zu sprechen, eine entsprechende Wertschätzung entgegenbringen zu können. Die konservativen Abtreibungsgegner kommen durch diese Prämisse zur ihrer Forderung nach einem Lebensrecht für Embryonen und Föten, obwohl sie davon abstrahieren, dass diese "Menschen" von denen sie sprechen, sich in körperlicher Abhängigkeit von einem tatsächlichen Menschen befinden und noch gar kein funktionsfähiges Gehirn haben. Von dem moralischen Kontext eines menschlichen Lebens sehen die Gegner etwa der Todesstrafe, einer lebenslangen Freiheitsstrafe oder von Strafen ganz allgemein ab. Thomas Mann sprach in seiner berühmten Formulierung von der "Bereitschaft zur Selbstvereinigung mit dem Hassenswerten". Für die linke taz brachte es Patrik Schwarz auf den Punkt, als er von einer "Entgrenzung der Moral" sprach, die von den "Folterrelativisten" vorgenommen werde. Der Autor sieht eine "Amoralität" etwa bei Joshua Muravchik und Jeff Gedmin: "Doch wer die Grenze der menschlichen Unverletzlichkeit im Grundsatz nicht respektiert, der kann sie auch im Einzelnen nicht achten." Zu fragen ist: Wie hätte denn ein Graf von Stauffenberg sein Vorhaben, Hitler in die Luft zu sprengen, moralisch rechtfertigen können, wenn er "die Grenze der menschlichen Unverletzlichkeit" in diesem Fall hätte beachten müssen? Stauffenberg konnte dies tun, weil richtig ist, was Don Watkins schreibt: "Der menschliche Leben ist nicht intrinsisch gut. NICHTS ist intrinsisch gut."
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