Dies könnte sich als eines der interessantesten Bücher dieses Jahres erweisen: Die neuen Spießer von Christian Rickens. Der Autor, Redakteur beim Hamburger "Manager Magazin" (Jahrgang 1971), versteht sich als "klassischer Liberaler" und hat sich argumentativ die Phalanx der "neuen Konservativen" vorgenommen, die in letzter Zeit mit einigen Buchveröffentlichungen Aufmerksamkeit erregen konnte. Die Behauptung der "neuen Bürgerlichen", dass es zu einem allgemeinen Werteverfall gekomen sei, hält Rickens für eine "irrationale Schwarzmalerei". Richard Herzinger hat Rickens Buch heute in der WELT am Sonntag besprochen. Es ist sehr schwer, die Sinnhaftigkeit der Thesen von Rickens zu bewerten, vor allen natürlich deshalb, weil ich das Buch noch nicht gelesen habe, sondern mich zunächst einmal mit der Analyse von Herzinger begnügen muss. Rickens verdient sicherlich Lob dafür, dass er sich den Ideen einer Rückkehr zu den traditionellen Werten wie Familie, Glaube und Nation widersetzt. Auf der anderen Seite scheint er aber den sog. "68er" eine Generalabsolution zukommen zu lassen und die heutige Gesellschaft mit ihren Werten in Deutschland zu positiv einzuschätzen. Die "neuen Konservativen" könnten also durchaus zumindest mit einem Teil ihrer Kritik an der Achtundsechziger Recht zu haben, wenn sie auch nicht im Traum darauf kommen würden, mehr Individualismus und Vernunft als ein Gegenmittel gegen die Misere zu benennen. Sehr interessant übrigens, dass die WELT die Herkunft des heute sehr negativ gebrauchten Wortes "Spießer" (babbitt) erklärt:
Mit Speeren wehr sich die Stadtbevölkerung im Mittelalter gegen adelige Reiterheere, die in die Städte eindringen. Die Adel betitelt sie deshalb abfällig als "Spießbürger". Die Kurzform "Spießer" entsteht am Anfang des 20. Jahrhunderts, ebenfalls als Schmähbezeichnung des Adels für das Bürgerliche.
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