Wider den Todeskult
Hanspeter Born in einem Kommentar für die Weltwoche:
Die grosse alte Dame der britischen Labour-Partei, Shirley Williams, rügt, dass George W. Bush den Terrorismus nicht
mit «einer Kampagne gegen das Verbrechen» bekämpfen will, sondern von einem «Krieg» spricht.
Aber der Krieg ist keine Erfindung der Administration Bush – er findet tatsächlich statt. Nicht im «Krieg der Zivilisationen» zwischen dem Westen und dem Islam, sondern im Krieg zwischen der offenen, liberalen Gesellschaft und dem terroristischen Totalitarismus. In «Terror and Liberalism» stellt der amerikanische Autor Paul Berman die einleuchtende These auf, dass die geistigen Wurzeln der von al-Qaida und deren vielen Ablegern verfochtenen Ideologie weniger im Koran als im europäischen totalitären Gedankengut gesucht werden müssen. Wie Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus strebt auch der fundamentalistische politische «Islamismus» die Errichtung einer utopischen Weltordnung an und bedient sich des Terrors als Mittel zum Zweck. Mit Fanatikern dieses Zuschnitts, die absolute Forderungen stellen, lässt sich nicht verhandeln. «Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod», erklärte der angebliche Al-Qaida-Kommandant auf dem in einem Abfallkübel in Madrid gefundenen Video. Der islamistische Todeskult erinnert an die Faszination, die Massenmorde auf totalitäre Tyrannen wie Hitler oder Stalin (oder Pol Pot oder Saddam Hussein) ausübten. Berman zeigt auf, wie viele islamistische oder panarabische Vordenker sich in ihren wirren Theorien auf faschistoide Ideen beziehen, die im von der Schlächterei des Ersten Weltkriegs erschütterten, desillusionierten Europa der zwanziger Jahre kursierten.
Anmerkung: Das erwähnte Buch von Paul Berman ist auch auf deutsch erschienen:
Paul Bermann, Terror und Liberalismus, Europäische Verlagsanstalt 2004
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