Umfrage: Schöpfung in sechs Tagen?
Im Zusammenhang mit dem enorm erfolgreichen Start des neuen Mel Gibson-Filmes "The Passion of Christ" präsentiert die Nachrichtenagentur AFP eine interessante Umfrage, die ein wenig beleuchtet, warum ein Film, der im Vorfeld ob seines Themas und seiner Machart (u.a. wird Gibson Gewaltverherrlichung und Antisemitismus vorgeworfen) bereits heftig diskutiert wird, eine derart große Aufmerksamkeit in den USA erfährt.
Wie bereits ausführlich im "Skeptiker Heft 4/2003" thematisiert scheint ein Teil der amerikanischen Gesellschaft wieder verstärkt einem christlichen Fundamentalismus zu frönen, der sich nicht in der Pflege von Wertegemeinschaften und der Ausdeutung von biblischen Texten erschöpft (wenn man dies etwa mit dem religiösen Leben der bundesrepublikanischen Christen vergleichen möchte), sondern der viele der alten Texte offenbar -unabhängig vom naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn der letzten Jahrhunderte - wörtlich nimmt.
Der Fernsehsender ABC fand in der oben zitierten Umfrage heraus, dass etwa 60 Prozent der US-Amerikaner glauben, die Erde sei von Gott in sechs Tagen erschaffen worden. Auch der Gang des israelischen Volkes durch das Rote Meer sowie die Sintflut und die Arche Noah hat es nach Überzeugung der Befragten tatsächlich gegeben. Unabhängig von den historischen Grundlagen mancher solcher Mythen (der russische Wissenschaftler Naum Wolzinger hatte kürzlich von der Möglichkeit berichtet, dass eine derartige Wanderung unter anderen klimatischen Bedingungen tatsächlich stattgefunden haben könnte) erstaunt doch, dass sich im hochtechnisierten Amerika 21. Jahrhunderts wieder derart radikale, vielfach wissenschaftsfeindliche und gegenaufklärerische Strömungen verbreiten. So konnte im letzten Jahr erst auf den geballten Protest amerikanischer Wissenschaftler hin verhindert werden, dass kreationistische Inhalte in Schulbüchern Niederschlag fanden.
Erfreulich immerhin, dass 90 Prozent der Umfrageteilnehmer den Vorwurf, die Juden seien Schuld am Tode Jesu, ablehnen. Diese Frage war im Zusammenhang mit Gibsons Neuverfilmung der Jesusgeschichte von Interesse.
In Deutschland startet der Film am 18. März.
Quelle: Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V.
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