Spanien hisst die weiße Flagge
Nach den Terroranschlägen von Madrid hat die Sozialistische Partei einen Wahlsieg errungen, weil die Täter wahrscheinlich Islamisten gewesen sind. Wären die Täter aus den Reihen der Untergrundorganisation ETA gekommen, wäre die konservative Regierung wahrscheinlich mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. So jedenfalls muss man die "Logik" derjenigen Wähler interpretieren, die nach den Bombenanschlägen kurzfristig ihre Wahlabsicht geändert haben, und damit den Regierungswechsel möglich machten. Der Regierungswechsel läßt sich allerdings nicht mit der Informationspolitik der konservativen Regierung nach den Bombenanschlägen erklären. Die Informationspolitik der Regierung war tatsächlich mangelhaft, da sie von dem Wunschdenken beseelt war, die ETA möge doch die Anschläge verursacht haben, aber auch eine richtigerweise an der Fakten orientierte Aufklärung der Bevölkerung hätte kein anderes Wahlresultat zur Folge gehabt, weil in den europäischen Völkern die Ansicht zu stark verankert ist, dass die islamistische Gewalt durch westliches, vor allem natürlich amerikanisches, Unrecht ausgelöst wird. So richtete sich die Wut der spanischen Bevölkerung anfangs sehr deutlich und lautstark gegen die ETA, als deren Täterschaft von der Regierung behauptet wurde, als allerdings die Fakten einen islamistischen Hintergrund nahelegten, richtete sich die Wut ... gegen die eigene Regierung. Bei den Trauerdemonstrationen trugen Demonstranten Plakate mit der Parole "Nieder mit Aznar", nicht etwa "Nieder mit Al Kaida". Dass die Europäer gegen den Islamisten und ihren Hintermännern, anders als bei "internen" Terroristen, eine Strategie des Appeasements favorisieren, hängt darüber hinaus auch mit der Erkenntnis ihrer militärischen Schwäche und ihrem ihrem wenig ausgeprägten Selbstbewußtsein zusammen. Die Europäer glauben nicht besonders stark, wenn überhaupt, an die Überlegenheit der westlichen Zivilisation, die sie mit den Amerikanern teilen. Man kann sich leicht vorstellen, dass die amerikanische Reaktion anders ausgefallen wäre: Die Amerikaner besitzen das militärische Potential, das den Europäern fehlt, sie besitzen den Glauben an die Überlegenheit ihrer Zivilisation, und sie fühlen sich nicht für jedes Unrecht, was irgendwo auf der Welt passiert, verantwortlich. Kann sich irgendjemand vorstellen, dass die Amerikaner nach einer Attacke von Al Kaida John Kerry als Zeichen ihrer Demut ins Weiße Haus hieven würden? Selbst dem Weißen Haus scheinen die fundamentalen Mentalitätsunterschiede zwischen Amerikanern und Europäern nicht bewußt zu sein, denn dort wurde erwartet, dass die Terroranschläge von Madrid die Europäer auf die Seite Amerikas treiben würde. Dass es genau anders herum passierte, wirkte in Washington wie ein Schock. Selbst ein "Falke" wie der Amerikaner Michael Ledeen kann nicht glauben, dass die Spanier sich durch den Terror einschüchtern ließen, sondern glaubt, dass wahrscheinlich die Desinformation der Regierung den Weg zur ihrer Wahlniederlage bereitet.
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