NPD ante portas
In Deutschland stellt man sich gedanklich auf einen möglichen Einzug der nationalistischen NPD in den Landtag von Sachsen am kommenden Wahlsonntag ein. Parteiübergreifend wird demonstriert und Warnungen vor dieser Partei durchziehen die Medien. Zu Wort gemeldet hat sich jetzt auch der Präsident der IHK Dresden, Hartmut Paul. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF warnte er vor einem Ausbleiben amerikanischer Touristen, sollte die "rechtsradikale" NPD in den Landtag einziehen. Abgesehen davon, dass sicherlich kaum ein potentieller NPD-Wähler sich von diesem Aufruf beeindrucken lassen dürfte, weist er auch wenig Substanz auf. Er ist letztlich ein Appell, nicht seinem eigenen Verstand zu folgen, sondern die Reaktionen anderer Personen als ultimativen Standard für seine Entscheidungsfindung zu akzeptieren. Wie wäre es gewesen, wenn Paul gesagt hätte: "Die NPD verkörpert einen demagogischen Antikapitalismus. Davon gibt es bereits genug in Deutschland. Eine solche Politik ist nicht im langfristigen Eigeninteresse freier Menschen." Auch ein solcher Aufruf dürfte kaum Folgen bei denen zeigen, die mit einer Wahlentscheidung zugunsten der NPD spielen, denn diese Entscheidung basiert auf tiefer gehenden philosophischen und moralischen Überlegungen, aber sie hätte ein stärkeres moralisches Gewicht, weil sie eine fundamentalere Wahrheit auf ihrer Seite hätte. Was die amerikanischen Touristen angeht, um die sich Herr Paul sorgt: Um auf "Deutschland" sauer zu sein, brauchen diese sicherlich nicht das Faktum einer nationalistischen Partei in irgendeinem Provinzparlament. Sie könnten sich einfach an die Politik der Bundesregierung halten oder die antiamerikanische Mehrheitsstimmung in Deutschland zum Anlass nehmen, diese oder jene Reise nicht zu unternehmen. Wenn sie der Politik an solchen Raum für persönliche Entscheidungen geben möchten. Hoffen wir für die ostdeutsche Touristikindustrie, dass sie es nicht tun.
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