Diskussion: Die religiöse Rechte in Amerika
Zur DIM-Hypothese von Leonard Peikoff über die Gefahr der Religion in Amerika findet sich auf noumenalself.com eine umfangreiche Diskussion:
Hier eine Stimme, die in der Religion nicht die Hauptgefahr sieht:
"Ich sehe den religiösen Fundamentalismus nicht als kraftvolle kulturelle Kraft in diesem Land an oder dabei eine solche werden. In dem Ausmaß, in dem das Problem existiert, ist es sicherlich nicht beschränkt auf die Bush-Anhänger. Viele auf der Linken sind gleichermaßen religiös und vielen von den sog. 'säkularen' Dogmen der Linken sind religiös der Methode, wenn nicht dem Inhalt nach, so z. B. Ökologismus und politische Korrektheit. Auch sollte man nicht annehmen, dass die größte Unterstützung für Bush von der religiösen Rechten kommt. Man muss kein christlicher Fundamentalist sein, um Bush bei Themen wie Steuern, Regulierung, Staatsausgaben und nationaler Sicherheit Kerry vorzuziehen."
Noumenalself selbst schreibt, dass er skeptisch hinsichtlich Dr. Peikoffs These war, dass eine religiöse Theokratie droht. Bis zur letzten Lektion von Peikoffs Kursus hielt er D (Disintegration) und nicht M (Misintegration) für die Zukunft Amerikas. Dr. Peikoff zitiert in dem Kurs eine Studie, die sagt, dass 70 % der Studenten betet, Religion mit Freunden diskutiert oder spirituelle Stärke aus dem Glauben an Gott zieht. Noumenalself hat dann ein wenig recherchiert, um die Entwicklung des religiösen Glaubens in den letzten dreißig bis vierzig Jahren zu untersuchen. Umfragen von Gallup, die nach der Bedeutung der Religion für das eigene Leben fragen, lassen allerdings keinen klaren Trend zu mehr Religiösität erkennen, eher das Gegenteil. 2004 hielten 84 % der Befragten Religion für sehr oder ziemlich wichtig für ihr eigenes Leben. 1999 waren es 88 % gewesen, 1993 91 %, 1965 92 %. Es gibt allerdings auch andere Statistiken, die eine Art von expliziter religiöser Philosophie belegen könnten. So ist die Zahl der evangelikalen Christen weltweit seit 1970 um 126 % gestiegen. Nach einer Umfrage des Pew Research Center vom Dezember 1997, zweifelten 71 % der Amerikaner "nie" an der Existenz Gottes, 11 % mehr als vor 10 Jahren.
Noumenalself sieht zwar einen allgemeinen Rückgang von Gläubigen, gleichzeitig auch einen Trend innerhalb der Religiösen hin zu den Fundamentalisten und Evangelikalen. Dies würde bedeuten, schreibt er, dass die Mitte sich auflöst, aber gleichzeitig die Ränder stärker werden. Dies läßt ihn sich fragen, ob nicht die Gefahr eines Bürgerkriegs größer ist als die Gefahr einer theokratischen Diktatur. Dass Linke auch religiös seien, hält er für richtig. Aber dies sei gerade ein Beweis für den Einfluss der Religion, wenn der religiöse Glauben tatsächlich ihre Politik beeinflussen würde: "Und wenn die Linken plötzlich an die Religion appellieren, wo sie es vorher nicht taten, dann nur, weil die Rechten es ihnen vormachten."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen