Montag, Mai 24, 2004

Empörung über die Empörung
John Tamny hat in einem Artikel für techcentralstation.com der politischen Klasse der USA "Feigheit" angesichts des "Medien-Hype" um Misshandlungen von irakischen Gefangenen gemacht: "Die Kriminellen der Welt haben sicherlich unser schwächstes Glied bemerkt, nämlich unsere Politiker, die vorgeben, uns zu führen." Tamny hat seinen Artikel mit verschiedenen Auszügen aus dem Buch Prisoner of War: Six Years in Hanoi von John M. McGrath garniert, die zeigen was amerikanischen Soldaten in nord-vietnamesischer Kriegsgefangenschaft erdulden mußten. Sie wären sicherlich froh gewesen, "nur" Demütigungen, Schlafentzug und Damenslips ertragen zu müssen. Für sie gab es Elektroschocks, Gummiknüppel und Hunger. Tamny wirft den amerikanischen Politikern -mit einer Ausnahme- vor, Wörter wie "erschreckend" oder "abstoßend" entwertet zu haben, und damit auch "jede moralische Autorität", die sie einst hatten, entwertet zu haben. Die Ausnahme, die Tamny erwähnt, ist der republikanische Senator James Inhofe aus Oklahoma. Über die Gefangenen im Abu-Ghraib-Gefängnis sagt der Senator: "Diese Gefangenen sind dort nicht für Verkehrsdelikte. Wenn sie im Zellenblock 1-A oder 1-B sind, dann sind diese Gefangenen Mörder, Terroristen, Aufständische. Viele von ihnen haben wahrscheinlich amerikanisches Blut an ihren Händen und hier sind wir so besorgt um die Behandlung dieser Indidividuen." In der europäischen Presse sind die Äußerungen von Inhofe auch nicht unbemerkt geblieben, allerdings nur um den Politiker mit entsprechenden Totschlagvokabeln zu attackieren.

Der Der Standard aus Österreich nennt Inhofe einen "rechtslastigen Superpatrioten".

Der Tagesanzeiger aus der Schweiz spricht von einer "peinlichen Kraftmeierei eines politischen Rednecks, doch beileibe kein Einzelfall."

Ein "Redneck" ist laut PONS-Großwörterbuch Englisch ein "weißer Arbeiter aus den amerikanischen Südstaaten, oft mit reaktionären Ansichten". Auf seiner Website nennt dieser "Redneck" als seine politischen Ziele unter anderem ausdrücklich "weniger Staat, weniger Regulierung, niedrigere Steuern, fiskalische Verantwortung und eine starke nationale Verteidigung." Wenn dies in der Tat "reaktionär" sein soll, bekenne ich mich gern dazu. Was der Senator allerdings auch sagte, und was die genannten Presseartikel überhaupt nicht erwähnen, ist, dass amerikanische Soldaten im Irak Dinge getan haben, die bestraft werden sollten.

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