Die Leidenschaft und die Wut
Robert Tracinski, Herausgeber der objektivistischen Zeitschrift The Intellectual Activist, sieht in Mel Gibsons kommerziell ungewöhnlich erfolgreichem Film Die Passion Jesu eine Propagierung der Moral des Altruismus, der Anbetung des Leidens. Altruismus sei zwar die dominante, universell akzeptierte Moralphilosophie, aber die Bedeutung des Altruismus werde in Gibsons Film "zu klar, zu direkt, zu konkret" ausgedrückt. Viele Kritiker stoßen sich an der zu graphischen Darstellung der Leiden Jesu, die keinen Raum für die "spirituelle Botschaft" des Christentums lasse. Für Tracinski besteht die "spirituelle Botschaft" aber eben aus dieser Art von "blutiger Selbstaufopferung", die der Film zeigt. Auch die säkulare Linke ist bei ihrer Kritik des Film ausgesprochen oberflächlich, weil sie gar nicht in der Lage ist, die fundamentale moralische Botschaft des Films herauszufordern und abzulehnen. So nannte der Filmemacher Michael Nozik den Publikumserfolg von Die Passion Christi einen "beängstigenden Kommentar" des Publikums. Nozik selbst hat gerade einen Film über Che Guevera produziert (The Motorcycle Diaries), in dem er das Leben dieses kommunistischen Massenmörders glorifiziert. Was sollte ihn also dazu veranlassen, eine positive Publikumsreaktion auf die Verfilmung des Lebens eines religiösen Fanatikers als beängstigend zu empfinden?
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