Montag, Januar 26, 2004

Verleumden statt denken
In einem Artikel über Denkfabriken ("Thinks Tanks") in der Frankfurter Neuen Presse zitiert Alexandra Homolar-Riechmann auch Michael Ledeen vom American Enterprise Institute mit folgenden Worten: "Der Totale Krieg zerstört nicht nur die militärischen Kräfte des Feindes, sondern bringt auch die feindliche Gesellschaft an einen so extrem persönlichen Entscheidungspunkt, dass sie bereit ist, eine Umkehrung ihrer kulturellen Entwicklung zu akzeptieren. Das Verschonen ziviler Leben kann keine erste Priorität des Totalen Kriegs sein. [...] Das Ziel [...] ist, einem anderen Volk unablässig den eigenen Willen aufzuzwingen." Dieses Zitat soll im englischen Original angeblich aus Ledeens Buch "Freedom Betrayed" stammen. Zufälligerweise hat ein gewisser William Beeman, Professor für Anthropologie, genau dieses Zitat in einem PNS-Kommentar vom 8. Mai 2003 Ledeen zugeschrieben. Ledeen bemerkt in einem Leserbrief, dass er sich nicht erinnern könne, jemals so etwas geschrieben zu haben, jedenfalls sei dies nicht seine Position. Der Autor Beeman entschuldigt sich dann bei Leeden für das falsche Zitat, wie auf der Site nachzulesen ist. Frau Homolar-Riechmann von der Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung schreibt eine deutsche Übersetzung eben jenes Zitats Monate später aber wieder Ledeen zu, ohne die Fakten geprüft zu haben. Wie weit können akademische Standards eigentlich noch sinken? Vielleicht erfahren wir dies in der Doktorarbeit von Frau Homolar-Riechmann. Sie promoviert derzeit über amerikanische Politik.

Keine Kommentare: