Montag, Oktober 13, 2003

Blüm soll mal Ayn Rand lesen
Der ehemalige Sozialminister Norbert Blüm beteiligt sich in der augenblicklichen Debatte um Sozialreformen recht rege. Er nimmt dabei eine "soziale" Haltung ein: er wehrt sich vehement gegen Kopfprämien. Herr Blüm bekennt dabei öffentlich seine Überzeugung von altruistischer Ethik.

Blüm hat sich auch in einem Spiegel-Artikel darüber beschwert, Angela Merkel würde 2000 Jahre Sozialgeschichte vergessen, wenn sie zu philosophieren anfängt. Er hat gefordert, Frau Merkel solle wenigstens mal Aristoteles lesen. Kein schlechter Vorschlag. Ich habe aber noch einen besseren Vorschlag für Blüm und Merkel: sie sollen beide mal Atlas Shrugged von Ayn Rand lesen. Dort finden sie eine Charakterfigur, der Herr Blüm recht nahe kommt: Eugene Lawson.

Hier einige Sätze aus dem Munde Lawsons: "Wenn Menschen Geld brauchten, genügte mir das. Bedürftigkeit war mein Maßstab." "Mir ging es nur um ... die menschliche Brüderlichkeit und Liebe. Liebe, das ist der Schlüssel zu allem. Wenn die Menschen lernten, einander zu lieben, wären alle ihre Probleme gelöst." ... "Das Bedürfnis geht allem voran, darum haben wir an nichts anderes zu denken."

Und über Unternehmer:
"Aber es ist ihre eigene Schuld. Es ist ihr Mangel an sozialem Geist. Sie weigern sich anzuerkennen, daß Produktion kein privates Vergnügen, sondern eine öffentliche Pflicht ist. Sie haben kein Recht, Pleite zu machen, ganz gleich, wie die Verhältnisse auch werden. Sie müssen weiterproduzieren. Das ist ein sozialer Imperativ. Die Arbeit, die einer macht, ist nicht seine persönliche Angelegenheit. Ein persönliches Leben gibt es nicht. Das zu lernen, müssen wir sie zwingen."

"Sicherheit, das ist es, was die Leute wollen. Und warum sollen sie nicht bekommen, was sie wollen? Nur weil eine Handvoll Reicher dagegen Einwände erheben wird ? ... Warum sollen wir uns um die Sorgen machen ? Wir müssen die Welt zum Wohle der kleinen Leute regieren. Die Intelligenz ist an allen Schwierigkeiten der Menscheit Schuld. Der menschliche Verstand ist die Wurzel allen Übels. Dies ist die Zeit des Herzens. Unsere Sorge darf nur den Schwachen, den Demütigen, den Kranken und Armen gelten. Die Großen sind auf der Welt, um den Kleinen zu dienen. Wenn sie sich weigern, ihre moralische Pflicht zu erfüllen, werden wir sie dazu zwingen müssen. Es hat einmal ein Zeitalter der Vernunft gegeben, aber wir sind darüber hinaus. Dies ist das Zeitalter der Liebe."

Blüms Erscheinung ist für mich ein Symbol für diese Ethik: untersetzte Figur, Vollmond-Gesicht, mit demütig Mitleid erregendem Blick und vorwurfsvoll weinerlicher, trotziger Stimme. Kombinieren Sie das mit seiner Einstellung, und dann wissen Sie, daß Norbert Blüm nicht zu Unrecht als "Herz-Jesu Sozialist" bezeichnet wird.

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