Der mißbrauchte Republikaner Friedrich Schiller
Im Magazin Focus berichtet Michael Klonovsky von Hitlers "Wunsch", den sein Sekretär Martin Bormann im Juni 1941 übermittelte, dass Friedrich Schillers Drama "Friedrich Tell" nicht mehr aufgeführt wird und an den Schulen nicht mehr behandelt werden sollte. Gleichwohl war Friedrich Schiller, wie DIE WELT in ihrer Ausgabe vom 7. Mai feststellt, neben Hölderlin der Klassiker, der vom Nationalsozialismus am stärksten für seine Zwecke mißbraucht wurde. Obwohl, wie die Zeitung weiterhin feststellt, Schillers politischen Auffassungen "weltenweit" von den der Nazis entfernt waren. Was dieses "weltenweit" ausmacht, beschreibt der Schiller-Biograph Rüdiger Safranski folgendermaßen: "Er war kein begeisterter Verfechter des uneingeschränkten Volkswillens. Ihm war vor allem gelegen an der Herrschaft des Gesetzes, also an Rechtsstaatlichkeit. Auf die Mehrheiten war in seinen Augen kein Verlass." Ansatzpunkt für diesen Missbrauch von Schiller war laut Safranski vor allem Schillers Faszination für "große Figuren jenseits der Moral". Für Safranski hat diese Faszination allerdings nur "handwerkliche Gründe", liegt also nicht darin begründet, dass Schiller diese Figuren moralisch auf einen Sockel stellte.
Literatur zu Schiller:
Rüdiger Safranski: Friedrich Schiller oder die Erfindung des Deutschen Idealismus
Rüdiger Safranski: Schiller als Philosoph
Norbert Oellers: Schiller
Andreas Streicher: Schillers Flucht von Stuttgart (antiquarisch)
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