Donnerstag, April 21, 2005

Statler&Waldorf

Ahnungslose Statler & Waldorf
Anlässlich der kürzlichen Papstwahl attackiert der Blogg Statler and Waldorf Ayn Rands Atheismus in einer ausgesprochen unpässlichen Weise:

[...] Hier stehen sich zwei Liberalismen gegenüber: Auf der einen Seite der sich seiner Traditionen bewußte, klassische Liberalismus wie ich ihn oben skizziert habe. Auf der anderen Seite [...] die begeisterten und leicht sektiererischen Leser der drittklassigen Romanautorin und viertklassigen Möchtegernphilosophin Ayn Rand, Hausgöttin einer leicht verschrobenen und zufällig größtenteils amerikanischen Truppe von Libertarians, die inzwischen auch in Deutschland missioniert.

Der Unterschied zwischen klassischem Liberalismus und dieser Art von Libertarians ist ganz einfach: Wo klassischer Liberalismus für individuelle Freiheit kämpft und sich darüber freut, wenn aus unterschiedlichen individuellen Entscheidungen gesellschaftliche Vielfalt wird, predigen die Ayn-Rand-Jünger einen klar definierten Lebensstil: Sei egoistisch! Glaube an nichts! Werde reich! Und so weiter.

Für so ein in Pseudophilosophie verpacktes Kasperletheater sind klassische Liberale nicht zu haben. Ihre individuelle Freiheit ist ihnen zu wertvoll, als daß sie sich einen Lebensstil von Mrs. Rand verordnen lassen würden. Und deshalb ist freiwillige und wohlüberlegte Sympathie für Benedikt XVI. von ihnen eher zu erwarten als dogmatischer Atheismus, der von einer schlecht frisierten russischen Emigrantin verordnet wird.

Bravo, ich gratuliere dafür, dass der Autor es tatsächlich geschafft hat die unterste Schublade des Diskussionsniveaus zu erreichen und gleichzeitig noch seine absolute Ahnungslosigkeit zu demonstrieren. Wer sich auch nur halbwegs mit Miss Rand auskennen würde, der hätte ihr niemals das Label “Libertarian” untergeschoben. Ich habe den Eindruck, dass dem Herrn Autor bei Miss Rand insbesondere aufstößt, dass sie eben nicht Toleranz als grundlegenden Wert gepredigt, sondern mit der Beliebigkeit des Liberalismus Schluss gemacht hat. Es ist seltsam, wie sehr manche Menschen sich dadurch persönlich angegriffen fühlen und entsprechend persönlich zurückschlagen ...

Ich verstehe auch nicht, weshalb der Herr Autor derartige Aggressionen gegenüber Objektivisten an den Tag legt und ihnen vorwirft von ihrer Meinungsfreiheit aggressiv Gebrauch zu machen, wo er dies doch selbst mit seinem Eintrag getan hat. Nur weil der Autor ein Faible für die Kirche hat, heißt dass doch noch lange nicht, dass ich (und andere) das tolerieren muss. Im Gegenteil; ich (und andere) habe durchaus das Recht das zu kritisieren und anzugreifen, was ich als grundlegend falsch und amoralisch erachte.

Die Freiheit des Gewissens und der Ansichten bestreitet Miss Rand hierbei auch gar nicht - auf einem politischen Level; d.h. ein Objektivist wird niemals jemanden mit Gewalt zwingen eine bestimmte Weltanschauung anzunehmen oder nicht. Was jedoch das moralische Level angeht, so üben wir Intoleranz gegenüber Meinungen, die in unseren Augen irrational sind. Das mag dem Herrn Autor nicht gefallen, aber er wird sich damit abfinden müssen, denn auch Objektivisten haben das Recht ihren Standpunkt zu vertreten und sich nicht mit Menschen zu assoziieren, die ihnen zuwider sind.

Und im Übrigen gilt noch immer, dass Angriffe auf die Person kein Argument gegen mittels Logik aufgestellte Theoreme sind.

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